Schwedens Melodifestivalen zählt seit Jahren zu den qualitativ besten ESC- Vorentscheidungen. Als Top-Favorit in diesem Jahr galt der Glamrocker Yohio. Fünf Irgendwie-Boyband-Angebote waren im Finale, Yohio einer davon. Und einer aus dem “UMD” (schwedische Kurzform für tanzende junge Männer) hat das Melodifestivalen dann auch gewonnen, allerdings musste sich Yohio mit dem zweiten Platz begnügen. Durchgesetzt hat sich – auch dank der Jurys – Robin Stjernberg. Hier das spannende Finale nochmal zum Nachlesen.
Den Livestream gibt´s wie gehabt bei svt.se!
Premiere – erstmals kommt ein Mello Liveblog aus Hamburg Winterhude – aus einem schwedisch-maritimen-westfälischen Haushalt. Der schwedische Teil der Gastgeber (großer Lena PH Fan) weilt allerdings derweil in London, aber es ist ausreichend moralische Unterstützung für den wichtigsten VE des Jahres vor Ort.
Ganz liebe Grüße gehen erstens nach Stockholm in die Friends Arena, wo mehrere Blogger und andere ESC Freunde vor Ort weilen und zweitens nach HH-Altona, wo sich ebenfalls eine Bloggerclique plus Friends vor dem Rechner versammelt hat. Und natürlich an Euch alle da draussen, die Ihr mit uns den größten VE Europas verfolgt.
Wer wird heute das Rennen machen? Ein Blick auf die Startreihenefolge erlaubt erste Prognosen. Christer glaubt an Yohio (genau wie die Wettbüros), sonst hätte er ihn (ihn?) nicht an die Erfolgsposition 10 gesetzt. Aber Christer hat auch die gute Idee gehabt, in Malmö vor der Bühne die Sitzplätze abzuschaffen. Offiziell, damit wir Party machen können. Nur hat Christer leider nicht im Blick gehabt, dass es überall aus Europa zu einem Balladen-Overload kommen könnte. Und so kam es dann auch. So stehen wir dann alle vor der Bühne und eine Ballade nach der anderen schmachtet oder ödet an uns vorbei. Party for Everybody?
Das Gute am Balladeninferno: Die Chancen für EUPHORIOUS in Malmö steigen!
Statistisch haben neben Yohio ferner Ulrik wie auch Tattoo-Ralf am Klavier überdurchschnittliche Chancen auf das Ticket nach Malmö (ist ja nicht so weit). Ich persönlich fände ganz smart, wenn von der UMD-Boygroup-Auswahl im Finale David gewinnt, obwohl er sich (dann) mutmaßlich immer wieder anhören muß, dass sein Style sehr saade-esk ist und/oder dass sein “anderer” Mello Song (SHOUT IT OUT) eigentlich der coolere ist. Macht aber nix, seine Choreo ist klasse und er ist supersympathisch. Ich würd’s ihm sehr gönnen, aber Christer will ihn wohl nicht, sonst hätte er ihm nicht den Sibirien-Startplatz 2 gegeben.
Eines noch vorab: Es gibt heute abend ein Best Of der Göttin. Mehr muss man nicht sagen.
Los geht’s – ein Rückblick auf die bewegendsten Momente aus den fünf vorhergehenden Mello-Samstagen. Die Opening Nummer ist eine aufs Event getextete Version von ABBAs KISSES OF FIRE. Ich gehe hier in die Knie, die bekanntesten ESC Moderatoren aus früheren internationalen Schweden-Finalshows stehen mit Danny und Gina auf der Bühne. Und Petra Mede, die das Finale 2013 in Malmö moderieren wird.
Darauf ein Glas Chianti Classico!
Nach einer kurzen Einführung geht’s los mit Ulrik.
1. Ulrik Munther – Tell the world I´m here
Das Englisch von Ulrik versteht man ausgezeichnet. Ist das gut oder nicht so gut? Bei Native Speakern versteht man’s oft nicht so gut. Der Refrain ist mitreißend, aber er krächzt etwas. Große Gesten. Er ist ganz ist schwarz angezogen, ganz ohne Akzente, das wirkt etwas blass. Und stimmlich wackelt es ab und zu. Aber die Inszenierung ist gut, das Weltall (?) auf der Leinwand erinnert ein wenig an Paradise Oscar.
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Nicht ganz so flashed gebe ich 7/10 Punkten.
2. David Lindgren – Skyline
Seufz. So lässig. Stimmlich besser als Ulrik. Die Handchoreo seiner Tänzer ist etwas tacky, aber innovativ. Und der Splitscreen wirkt klasse. Die Halle tobt. Überhaupt die Halle. Sehr beeindruckend vor allem dann wenn die Bildregie die Lasershow aktiviert. David spielt prima mit der Kamera. Super. Super. Super.
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Mir ist danach: 10/10!
3. State of Drama – Falling
Nun also die als Adult-Rock kaschierte Boyband. Der Song kommt irgendwie nicht so doll aus dem Quark. Feel the beat of my heart cause I’m falling down? Das klingt so nach Spät- 80ern. REO Speedwagon. Pseudo-Bombast-Rock. Stimmlich ebenfalls sehr solide, aber kein Song, um Europa zu euphorisieren.
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Macht alles in allem 5/10.
4. Anton Ewald – Begging
Der Hardrocksong, mit dem Anton eingeführt wird, ist tausendmal besser als der von State Of Drama. Anton ist sehr sympathisch. Dass er beim Andra Chansen-Ergebnis so gerührt war, dass er in Tränen ausbrach, war heartbreaking. Seine Choreo ist konventioneller als die von David, aber dennoch klasse. Und der Song hat einen tanzaktivierenden Beat. Ebenfalls ein Schwedenschlager aus dem POPULÄR-Nachhilfeunterricht. Anton gibt ihm seinen eigenen Stil, man hat das Gefühl, er glaubt sehr an das, was er da tut auf der Bühne der Friends Arena.
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Aus diesen Gründen also 9/10. (Wir sind in Schweden.)
5. Louise Hoffstén – Only the dead fish follow the stream
Nun also die einzige Frau, die es aus 32 mixed Angeboten unter die ersten 10 geschafft. Der Text ist etwas pathetisch, die Melodie erinnert an den Output von K.D. Lang oder The Bangles. Die Stimme von Louise trägt den Rhythmus sehr schön, aber die drei Minuten bieten leider kaum Abwechselung. Wird der Exklusivbonus (einzige Frau) was bringen?
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Oops, da steht Danny plötzlich shirtless im Village People Look. Impressive. Da verschiebe ich mal kurz meine Wertung für Louise.
6. Ralf Gyllenhammar – Bed on fire
Damit kann ich noch weniger anfragen als mit Louise. Ein Tätowierter brüllt am Klavier und das brennt. So what? Verwirrend ist, dass die unmittelbare Audience Reception bei seiner Qualifikation gigantisch gut gewesen sein soll wie man aus Schweden hörte. Ashes to Ashes Dust To Dust – textlich abgeguckt bei David Bowie? Das war ein Riesenhit, ewig lange No. 1 in UK, fand ich aber auch nicht so toll. Fällt mir spontan ein, weil Bowie gerade ein neues Album am Start hat. Zurück zu Pyrotechnik-Ralf. Er brüllt vor sich hin, der Song will rocken, rockt aber nur mit gebremstem Schaum.
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Also 4/10 für Ralf und 6/10 für Louise.
7. Ravaillacz – En riktig jävla schlager
Die vier Dansband-”Ikonen” haben mit Spaßmotiven bedruckte Westen an. Schlimmer geht’s nimmer. Die “gesungenen” Vocals sind eher Sprechgesang, der über den Schunkelsoundtrack intoniert wird. Grenzwärtig erträglich. Irgendwas Positives? Nun, es ist schön, dass im Finale auch schwedisch “gesungen” wird. An und für sich ist schön, wenn sich Musiker nach Jahrzehnten immer noch aktiv betätigen. Aber bitte mit Würde. So ein Comedy-Ansatz wie hier hat das Risiko, dass man mehr über die Darbietung lacht als tatsächlich mit den Interpreten fühlt. Oder einfach weghört/abgeschaltet.
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Nein danke. Skip. 1/10.
8. Sean Banan – Copacabanana
Sean kopiert seinen kultigen Partytrack aus dem Vorjahr. Der Rhythmus ist ganz funky, aber das Konzept und viele Details wirken doch eher wie ein müder Aufguss seines Floorfillers 2012. Ich glaube, weil dieser sich nach dem Mello 2012 zu einem riesigen Patyhit entwickelt hat, hat Sean das für die Finalqualifikation 2013 mit einem schwächeren Song geholfen. Um den aufzupeppen, zieht er ebenfalls blank. Wirkt aber längst nicht so sexy wie bei Danny, eigentlich gar nicht. Der Song verendet in einem Konfettiregen. Bin baff erstaunt über den großen Applaus.
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Wohlwollend 5/10.
9. Robin Stjernberg – You
Nun also Robin, der sich in den letzten Tagen zu einem wahren Sympathieträger und Co-Favoriten entwickelt hat. Und es ist so klasse, authentisch, motivierend, mit welchem Strahlen er den Weg auf die Bühne nimmt. Gutes Styling. Super Haarschnitt, dezent-wirkungsvoller Einsatz von Gel/Haarspray, ein lässiger hellbrauner Blazer mit Lederapplikationen und doppelter Knopfleiste. Lederstiefel zu beiger Röhrenjeans. Volle Style-Punktzahl. Stimmlich heute im oberen Drittel. Und er hampelt nicht so rum wie die anderen UMDs. Man hat das Gefühlt, er ist bei sich. Der Gewinner des Abends bisher. Die Pyrotechnik zum Key Change ist ist ebenfalls wirkungsvoll.
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Ich erhöhe auf 9/10.
10. Yohio – Heartbreak Hotel
Mann, Mann, so viel Feuerwerk und Pyrotechnik war selten in einem Mello Finale. Ob die Göttin auch mit Feuerwerk auftritt? Bei Yohio ist die Performance eigenständiger als der Song, der ist klassisches Top Fourty Radio. Ein schmissiger Chorus, zwischendurch fehlt etwas Drive. Die Manga Meets Tokio Hotel Optik von Yohio übertüncht kleine stimmliche Aussetzer. Gutes Finish! Sehr gutes Finish! (Mir will aber nicht aus dem Kopf, dass The Ark mit einem ähnlich exotischen Ansatz nix gerissen haben.)
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Irgendwo zwischen 7/10 und 8/10.
Anmerkung: Die meisten Videos stammen aus den verschiedenen Vorrunden.
Der Schnelldurchlauf startet. Zeit für Reflektionen. Persönlich bleibt David mein Favorit, empfehlen würde ich Schweden für Malmö Robin oder möglicherweise sogar Louise. Wer das Rennen machen wird? Das erste Mal seit Jahren habe ich keine valide Prognose.
Kommt jetzt die Göttin? Can’t wait.
Nein, zunächst kommt ein sensationeller Einspieler von Lynda Woodruff alias Sarah Dawn Finer (richtig?). Wer immer das ist, die Frau ist großartig. Das kann man nicht aufschreiben, das MÜSST Ihr Euch nochmal bei youtube ansehen, ich liege hier vor dem Laptop vor Lachen. F+++ing brilliant!
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Einer guten Tradition folgend gibt es den Mello-Vorjahressieger (in diesem Jahr bekanntlich auch der internationale Sieger) in einer neuen Avantgarde-Interpretation. Ein Ensemble von jugendlichen (tw. Gehörlosen/Schwerhörigen) Chören trägt EUPHORIA vor, ergreifend. Sie performen den Song nicht nur vielstimmig, sondern interpretieren ihn auch mimisch und mit den entsprechenden Handbewegungen. Kompliment, SVT! Kompliment, Christer!
Und als hätte man’s nicht gewusst, kommt zum Schlusschoral auch Loreen auf die Bühne. Der Song ist eigentlich überstrapaziert derzeit, aber in dieser Version dann doch wieder breathtaking. I like.
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Es folgt eine ausführliche Schalte in den Greenroom, der mitten in der Halle positioniert ist. Und als Gina am Tisch von Robin ist, gibt es lauten Applaus in der Halle. Das war/ist nur am Tisch von Robin so.
Jetzt wird es spannend, die internationalen Jurys werden aufgerufen.
Zypern darf als Erster ran. 8 an Anton, 10 an Yohio, 12 an Sean. Hä?
Spanien folgt. Nur einen Zähler für Yohio. 8 für Robin, 10 für FALLING, 12 für Louise.
Sind die Länder nach Spannungsbogen hintereinander geschaltet? Think so.
Italien folgt. Der SuperSexy HOD in perfektem Englisch. 8 an Sean, 10 für Robin, 12 für Ulrik.
Damit führt Ulrik nach drei Wertungen.
Island darf ran. 8 an Ulrik, 10 an Anton, 12 an Robin. Strike!
Chiara (mit viel Dekolleté) für Malta. 8 an Robin, 10 an Anton, 12 an David. Cool Chiara.
Gina liest die Wertung aus Ukraine vor. 8 an FALLING, 10 an Robin, 12 an Ralf. Aha.
Der Punktewerter und -vorleser aus Israel wirkt doch sehr schwesterlich. Er gibt 8 an David, 10 an FALLING, 12 an YOU.
Robin übernimmt die Führung vor Ulrik und vor den Softrockern.
Frankreich ist dran. Christer kriegt persönliche Grüße von Bruno. 8 an David, 10 an Robin, 12 an Ulrik.
Ich glaube, Robin wird das machen. Die Halle ist sooooo für ihn.
UK ist dran. Deutschland (Hello Torsten) kommt übrigens ganz am Schluss. UK gibt 8 an BED OF FIRE, 10 an Sean (naja), 12 an Ulrik.
Kroatien darf voten. 8 an Ulrik, 10 an Anton, 12 an Robin. Robin küsst in die Kamera.
Torsten Amarell ist dran für Deutschland. Er erwähnt Cascada, das ist smart. Die deutsche Jury gibt 1 an FALLING, 2 an die Schlagergruftis (hä?), 4 an BEGGING, 6 an Louise, 8 an Robin, 10 an Ulrik und 12 an David. Hej Germany! Cool, Cooler, David! Und Cool, Cooler, German Mello-Vote! 4x Boyband-Bonanza unter den ersten 5!
Kleine Verschnaufpause, noch mal ein Schnelldurchlauf. Schweden darf weiter anrufen.
Und endlich ist sie dran – The Real Queen Of Sweden!!!!
Es beginnt mit einem Einspieler ihrer FRÄMLING-Karriereanfänge aus 1983. Mit diesem Song startet auch ihr erster Auftritt in der Friends Arena, ein schmissiger Dancefloor-Mix dieses Everygreens. Die Halle steht. Ich bin hingerissen. Sie hat beige Shorts an, darüber ein gelber bodenlanger Umhang, der vorne offen ist. Erinnert vom Look entfernt an Cascada.
Und tatsächlich. Auch Carola kriegt Pyrotechnik satt und zwar auf dem Steg mitten in der Halle. Windmaschine inklusive. Klar!
Sie ist ZU RECHT die Göttin. Die ganze Halle stimmt a capella in den FRÄMLING Refrain ein, das hat in Schweden den Stellenwert eines Volksliedes.
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Schweden, wir haben ein Resultat, sagt Danny.
Die Televotingpunkte werden verlesen, proportional zum Anteil der Anrufer.
12 an David. Furchtbar, der letzte Platz. Schade.
18 an State Of Drama.
32 an die Schlagerbarden. 32 zuviel.
40 an Bed Of Fire von Ralf.
41 an Sean. Bis auf David geht das alles in Ordnung.
44 an Ulrik. Oh ja, das könnte der Triumph von Robin sein.
49 an Louise.
Robin, Anton, Yohio fehlen noch.
59 Zähler gehen an Anton. BEGGING wird es also nicht.
Robin hat 91 von der Jury, Yohio hat 30.
75 sind zu verteilen – an Robin. Damit führt er zunächst mit 166 Punkten. Reicht das?
Ja, das reicht. Robin will es gar nicht fassen. Er hat das Ticket – dank der Jurys.
Yohio hat 103 Zähler aus dem Televoting mitgenommen, das reicht für Platz 2, aber den Pokal für Malmö bekommt Robin von Loreen überreicht.
Das ist das erste Mal, dass jemand aus Andra Chansen anschließend das Finale gewonnen hat. Wir werden noch viel über Robin reden und schreiben, aber zunächst gehen herzliche Glückwünsche an einen verdienten Sieger in die Friends Arena.
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Euch allen lieben Dank für s Dabeisein, ich empfehle jetzt, zu OLiver und Rumänien zu wechseln, der Liveblog läuft noch.
Aus HH-Winterhude allen einen wunderbaren Mello-Abend. CU Soon!
Hier gibt es eine Analyse des Voting von Co-Blogger Matthias.
Hier gibt es eine Mello Presseschau von DJ Ohrmeister.
Hier gibt es den Exklusivbericht von Marc zur After-Show-Party mit vielen Fotos.